Wir schreiben das Jahr 1536 - Ottheinrich von der Pfalz, vierunddreißig Jahre alt und Herrscher über das Fürstentum Pfalz-Neuburg, ist hoch verschuldet. Der Wittelsbacher wird u.a. wegen seiner mangelnden Sparsamkeit, der Freude am Repräsentieren, an Festen und der Jagd, sowie wegen seines großen Mäzenatentums bekannt. Um dem drohenden Bankrott des Fürstentums zu entgehen, erinnert er sich eines in seinem Besitz befindlichen Schuldscheines. Die Mitgift seiner polnischen Großmutter Hedwig! Diese war seit der „Landshuter Hochzeit“ 1475 mit Georg dem Reichen nie gezahlt worden. Ottheinrich reist nun im Herbst 1536 nach Krakau und erhält tatsächlich die ausstehende Summe von 32.000 Gulden. Diese aufwändige Reise begleitet ein Künstler, der offenbar die Rastplätze in Tagesetappen auf 50 Aquarelle bannt und somit den Reiseverlauf durch das östliche Deutschland, Tschechien und Teile Polens dokumentiert. Die fünfzig Einzelblätter wurden bis zur Restaurierung in einem aus dem Kloster Ebrach stammenden Sammelband aufbewahrt. Wann dieser zusammengestellt wurde, ist nicht bekannt. Einer Forschergruppe um Angelika Marsch, Josef Biller und Frank-Dietrich Jacob gelang 2001 der Nachweis für den Zusammenhang zwischen der Polen-Reise Ottheinrichs und der Ansichtenfolge.