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Bibras Skizzenbuch "Zur südamerikanischen Reise"
Delin.XIII
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Die mehr als ein Jahr andauernde Südamerikareise des fränkischen Freiherren Ernst von Bibra startete in Nürnberg. Die Zwischenstation Bremen erwähnt der Adelige im ersten Band seiner Publikation "Reise in Südamerika" (1854), in der er auch den Taufstein (1r) und die Schlossverzierung (2r) des Doms als die ersten zwei Einträge in seiner Zeichenmappe nennt. Am 28. April 1849 stach der naturwissenschaftlich interessierte Chemiker schließlich mit der Brigg Reform in See. Die Reiseroute umspannte Rio de Janeiro, Kap Horn, Chile (u.a. Valparaiso und Santiago) sowie Bolivien und Peru. In seinem Skizzenbuch dokumentierte Bibra die Reise, um gemäß seinem eigenen Motto "eine Erin[n]erung [zu] habe[n]". Die mit Bleistift und Tinte ausgeführten Zeichnungen versah er überwiegend mit Datum und kurzer Beschreibung. Der Taufsteinträger (1r) im Bremer Dom bildet mit dem 14. April 1849 den ersten Eintrag, die "Lootsen Kuter" vom 3/4. Juli 1850 (132r) die letzte datierte Zeichnung. Einigen Skizzen verlieh er durch braune oder graue Lavierung Tiefe, einige wenige wurden koloriert. Insgesamt liegen 148 Blätter vor, davon wurden 140 für Zeichnungen verwendet. Sieben Blätter sind leer, eines dient als Titelblatt des Skizzenbuchs. Reste zwischen einzelnen Seiten weisen darauf hin, dass im Laufe der Zeit jedoch auch Blätter aus dem ursprünglichen Verbund herausgenommen wurden, beispielsweise bei 21v/22r. Die Maße des Skizzenbuchs liegen in etwa bei 163 mm x 105 mm x 26 mm, die Blattgröße beträgt ungefähr 160 mm x 100 mm. Die Blätter sind in einem Ledereinband der Zeit eingebunden und mit Goldschnitt versehen. Die vor dem Schnitt angebrachten Schlaufen erlaubten die praktische Aufbewahrung eines Stifts. Als Motiv dienten Bibra nautische Themen, v.a. Schiffe und Meerestiere, sowie die auf der Reise getroffenen Personen, die südamerikanische Landschaft mit ihren Küstenlinien sowie die einheimische Flora und Fauna. Die am 11. November 1849 in Sepiatönen festgehaltene Ansicht der chilenischen Cordillera (62r) war vermutlich die Vorlage für eine später farbig veröffentlichte Lithographie, die sich als Tafel VII in der Beilage zu Bibras Artikel "Beiträge zur Naturgeschichte von Chile" als "Fernsicht von der hohen Cordillera über das Flachland von Chile bis zur Küsten-Cordillera" (S. 142) wiederfindet und eine Identifizierung der in der Zeichnung angedeuteten Stadt als Santiago erlaubt. Im März 1850 trat Bibra schließlich seine Rückreise Richtung Hamburg an. In der Tasche im hinteren Innendeckel des Skizzenbuchs befand sich ein vom Verleger Georg Westermann eigenhändig geschriebener Brief vom 15. April 1878 (Autogr.IX, 412).