Handschrift

Festtagslektionar

M.p.th.q.5

Titel

Festtagslektionar

Datierung

[Mitte 11. Jahrhundert]

Entstehungsort

[Reichenau oder Würzburg]

Digitalisiert von

Universitätsbibliothek Würzburg

Online seit

31.03.2021

Erweiterte Metadaten

Bei dieser im 11. Jahrhundert im Skriptorium des Bodenseeklosters Reichenau entstandenen Handschrift handelt es sich um ein Festtagslektionar. Die Lesung zum Fest des heiligen Kilian ist die einzige Epistel zu einem Heiligenfest. Dies legt nahe, dass die Handschrift von Anfang an für Würzburg bestimmt war. Vom einst prunkvollen Einband sind nur mehr die Buchdeckel vorhanden. Der vordere Deckel weist eine Vertiefung auf, in der urpsürunglich wohl eine Metall- oder Elfenbeinplatte angebracht war. Rücken und Rückendeckel sind mit violettem Samt überzogen.

Titel

Festtagslektionar

Entstehungsort

[Reichenau oder Würzburg]

Datierung

[Mitte 11. Jahrhundert]

Umfang

58 Blatt
Lagen: Blatt 1 misst 183 x 136 mm, es ist durch Anstückelung den Maßen der übrigen Blätter angepasst. Ursprünglich war es auf 77r von M.p.th.q.4 aufgeklebt. Die Doppelblätter 2 und 9 sind besonders dick, die hier verwendete Tinte ist heller. Nichts deutet aber darauf hin, dass es sich um einen Einschub handle.

Kurzbeschreibung

Bei dieser im 11. Jahrhundert im Skriptorium des Bodenseeklosters Reichenau entstandenen Handschrift handelt es sich um ein Festtagslektionar. Die Lesung zum Fest des heiligen Kilian ist die einzige Epistel zu einem Heiligenfest. Dies legt nahe, dass die Handschrift von Anfang an für Würzburg bestimmt war. Vom einst prunkvollen Einband sind nur mehr die Buchdeckel vorhanden. Der vordere Deckel weist eine Vertiefung auf, in der urpsürunglich wohl eine Metall- oder Elfenbeinplatte angebracht war. Rücken und Rückendeckel sind mit violettem Samt überzogen.

Weitere Informationen

Entstehung: Die Handschrift wird der Spätzeit der Reichenauer Malschule zugeschrieben. Sie bildet mit dem Reichenauer Evangelistar Berlin, Kupferstichkabinett, Codex 78 A 2 und Baltimore, Walters Art Gallery, Ms. W 7 eine Gruppe, vgl. Bloch, Reichenauer Evangelistar, S. 35-41 und S. 89-97. Ähnlich schon Gernsheim, Reichenau, S. 99-106 ("Filialschule", "Verfallserscheinungen"). Die Blatt- und Rankenformen der Initialen zeigen Verbindung zum Augsburger Sakramentar Clm 30040 (ehemals Donaueschingen Ms. 193), vgl. Klemm, Augsburger Sakramentar, S. 21-22. Die Lesung zum Fest des Hl. Kilian ist die einzige Epistel zu einem Heiligenfest, die 41v mit einer farbigen Initiale ausgezeichnet ist. Dies legt nahe, dass die Handschrift von Anfang an für Würzburg bestimmt war. Die Initialen, die nicht passgenau zum Schriftspiegel sind, lassen an eine (nicht gut abgestimmte) Zusammenarbeit eines Würzburger Schreibers mit einem direkt von Würzburg beauftragten Reichenauer Maler bzw. Wandermaler denken (Labusiak, Deutscher Kunsthistorikertag 2011). Der paläographische Befund verweist auf einen Würzburger Schreiber um bzw. kurz nach der Mitte des 10. Jahrhunderts (vgl. oben Kodikologie/Schrift). Eine Reihe von Lesungen des Lektionars läßt sich nicht mit Klausers Typen in Einklang bringen.

Provenienz

Dombibliothek Würzburg

Besitzer

Universitätsbibliothek Würzburg

Identifikator

M.p.th.q.5
Thurn 3,1, S. 90
DOI: 10.48651/franconica-1243960922183

Digitalisiert von

Universitätsbibliothek Würzburg
Ausführliche Beschreibung

Geschichte

Entstehung
Die Handschrift wird der Spätzeit der Reichenauer Malschule zugeschrieben. Sie bildet mit dem Reichenauer Evangelistar Berlin, Kupferstichkabinett, Codex 78 A 2 und Baltimore, Walters Art Gallery, Ms. W 7 eine Gruppe, vgl. Bloch, Reichenauer Evangelistar, S. 35-41 und S. 89-97. Ähnlich schon Gernsheim, Reichenau, S. 99-106 ("Filialschule", "Verfallserscheinungen"). Die Blatt- und Rankenformen der Initialen zeigen Verbindung zum Augsburger Sakramentar Clm 30040 (ehemals Donaueschingen Ms. 193), vgl. Klemm, Augsburger Sakramentar, S. 21-22. Die Lesung zum Fest des Hl. Kilian ist die einzige Epistel zu einem Heiligenfest, die 41v mit einer farbigen Initiale ausgezeichnet ist. Dies legt nahe, dass die Handschrift von Anfang an für Würzburg bestimmt war. Die Initialen, die nicht passgenau zum Schriftspiegel sind, lassen an eine (nicht gut abgestimmte) Zusammenarbeit eines Würzburger Schreibers mit einem direkt von Würzburg beauftragten Reichenauer Maler bzw. Wandermaler denken (Labusiak, Deutscher Kunsthistorikertag 2011). Der paläographische Befund verweist auf einen Würzburger Schreiber um bzw. kurz nach der Mitte des 10. Jahrhunderts (vgl. oben Kodikologie/Schrift). Eine Reihe von Lesungen des Lektionars läßt sich nicht mit Klausers Typen in Einklang bringen.
Provenienz
Dombibliothek Würzburg (Die Handschrift ist im Katalog des 19. Jahrhunderts von A. Ruland und J. B. Stamminger vage dem Stift Neumünster zugeschrieben, jedoch dürfte wenigstens der Besteller der Würzburger Bischof gewesen sein, vgl. Roosen-Runge, Beiträge, S. 390-392)

Buchmalerei

  • Rote Majuskelüberschriften. Farbige und Pulvergold-Initialen, Wellenrankenmotivik. Zu den verwendeten Farben vgl. vgl. Roosen-Runge, Beiträge, und Trost, Gold- und Silbertinten, S. 309-312. Zu den Rankenformen vgl. Klemm, Augsburger Sakramentar. Auffällig ist, dass die ausgestalteteren goldenen Spaltleisteninitialen auf grünem und blauem Grund meist in deutlich zu großen Freiflächen des Schriftspiegels sitzen. Einfachere goldene Miniaturen ikonographisch mit z.T. engen Bezügen zum Berliner Evangelistar (vgl. Geschichte).
  • 2v: Miniaturen
    Paulus als Schreiber zwischen zwei Säulen. Auf dem Gebälk darüber sind drei junge Männer dargestellt, zwei tragen Schriftrollen, der mittlere ein rotes Buch. Böckler, Ars sacra, fasste diese Figuren als Evangelisten auf, Roosen-Runge S. 396-397 als die Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan. Komposition nach Labusiak 2011 wohl Adaption eines byzantinischen Modells (Paris, Bibliothèque nationale de France, ms. grec. 224, 6v).
  • 7r: Miniaturen
    Weihnachten: Vollbild in zwei Zonen. Unten: Hirtenverkündigung. Zwei Hirten, links und rechts von einem Baum angebracht, halten Linke bzw. Rechte empor und schauen nach oben, Hirtenstäbe hinter den Figuren stehend. Darüber: Geburt Christi.Literatur Zum Motiv in der Reichenauer Buchmalerei vgl. Th. Labusiak, Die Ruodprechtgruppe der ottonischen Reichenauer Buchmalerei, Berlin 2009, S. 187-188.
  • 20r: Miniaturen
    Ostern: Die drei Frauen vor dem Grab mit dem Engel und den schlafenden Soldaten.Literatur Zum Motiv vgl. Labusiak, Ruodprechtgruppe, S. 214-215.
  • 32r: Miniaturen
    Pfingsten: Die sieben Gaben des hl. Geistes strömen auf elf Apostel herab Literatur Zum Motiv vgl. Labusiak, Ruotprechtgruppe, S. 222-229.(11 Apostel, vor der Nachwahl des Hl. Matthias)
  • 1r: Initialen
    Flechtwerkinitiale Q (voniam); die Cauda wird von einem Drachen gebildet. In purpurnem Grund, umgeben von Leistenrahmen mit grau-grünem Palmettenbesatz.
  • 3r: Initialen
    Spaltleisteninitiale P.
  • 7v: Initialen
    Spaltleisteninitiale F.
  • 15v: Initialen
    Spaltleisteninitiale E.
  • 20v: Initialen
    Spaltleisteninitiale F.
  • 21r: Initialen
    Spaltleisteninitiale V.
  • 29v: Initialen
    Spaltleisteninitiale P.
  • 32v: Initialen
    Spaltleisteninitiale I.
  • 41v: Initialen
    Spaltleisteninitiale F.
  • 44v: Initialen
    Spaltleisteninitiale I.
  • 46r: Initialen
    Spaltleisteninitiale D.
  • 47r: Initialen
    Spaltleisteninitiale L.

Einband

Allgemeine Angaben
Holzdeckel (Eiche) 225 x 160 x 126 mm. Ehemaliger Prachteinband. Im Vorderdeckel Vertiefung (185 x 125 x 8 mm) und darin vier Löcher, wohl für eine Metallplatte oder ein Elfenbein, heute roh entfernt. Linker vorderer Rand, Rücken und Hinterdeckel mit violettem Samt bezogen. Entlang der linken Außenkante 5 mm breite vergoldete Silberleiste mit Kreuzornament (wohl noch dem hohen Mittelalter entstammend). Spuren von 2 Schließen und 5 Buckeln auf dem Hinterdeckel.

Kodikologie

Beschreibstoff
Material: Kalbspergament
Lagenformel: 1 Bl.(I) + 1 Bl.(1) + 7 IV(57) + 1 Bl.(58)
Lagen: Blatt 1 misst 183 x 136 mm, es ist durch Anstückelung den Maßen der übrigen Blätter angepasst. Ursprünglich war es auf 77r von M.p.th.q.4 aufgeklebt. Die Doppelblätter 2 und 9 sind besonders dick, die hier verwendete Tinte ist heller. Nichts deutet aber darauf hin, dass es sich um einen Einschub handle.
Layout
Schriftraum: 160 x 100 mm
Spaltenzahl: Einspaltig
Zeilenzahl: 19 Zeilen
Schrift
  • Karolingische Minuskel
  • Karolingische Minuskel

Inhalt

  • 1r - 1v: InitialseiteQuoniam
  • 2r
  • 2v: Miniatur: Paulus als Schreiber.
  • 3r: Römer 1, 1-6
  • 3v: Jesaja 62, 1-4. Matthäus 1, 18-21
  • 4r - 4v: Titus 2, 11-15.In nocte ad presepe. Lec(tio) ep(istulae) Beati Pauli apostoli ad Titum
  • 4v: Jesaja 9, 2-7.
  • 4v - 5v: Lukas 2, 1-14
  • 5v: Titus 3, 4-7
  • 5v - 6r: Jesaja 61, 1-3; 62, 11-12.
  • 6r - 6v: Lukas 2, 15-20
  • 7r: Miniatur: Geburt Christi und Verkündigung.
  • 7v - 8v: Hebräer 1, 1-12
  • 8r - 8v: Jesaja 52, 6-10.
  • 8v - 9r: Johannes 1, 1-14Messe zu St. Peter
  • 9r - 10r: Apostelgeschichte 6, 8-10; 7, 54-59.
  • 10r - 10v: Matthäus 23, 34-39Stephanus
  • 10v: Sirach 15, 1-6In nat(ivitate) S. Iohannis ev(angeliste)
  • 11r: Johannes 21, 19-24
  • 11r - 11v: Apostelgeschichte 14, 1-5In nat(ivitate) innoc(entium). Lec(tio) libri Apocal(ypsis) Iohannis apostoli
  • 11v - 12r: Matthäus 2, 13-18
  • 12r - 12v: Galater 3, 23 - 4, 2In octava domini / Ad Galatas
  • 12v - 13r: Lukas 2, 21
  • 13r - 13v: Jesaja 60, 1-6In epyphania domini Esaie prophetae
  • 13v - 14v: Matthäus 2, 1-12
  • 14v - 15r: Jesaja 12, 3-5In octava epyphanie. Esaie.
    Domine deus meus, honorificabo te... - ... adnunciate hec in universa terra dicit dominus impotens.
  • 15r - 15v: Johannes 1, 29-34
  • 15v - 16r: Sirach 24, 23-31In purificatione Sanctae Marie lec(tio) libri sapientie
  • 16r - 16v: Lukas 2, 22-32
  • 16v - 17r: Jesaja 7, 10-15In annuntiatione Sancte Marie. Esaie proph(etae)
  • 17r - 17v: Lukas 1, 26-38
  • 17v - 18v: 1. Korinther 11, 20-32Feria quinta in cena domini. Ad Corinthios.
  • 18v - 19v: Johannes 13, 1-15
  • 20r: Miniatur: Die drei Frauen am Grab Christi mit dem Engel und den schlafenden Soldaten.
  • 20v: Kolosser 3,1-4
  • 20v - 21v: Matthäus 28, 1-7
  • 21v: 1. Korinther 5, 7-8Dom(inica) in pascha. Ad Corinthios.
  • 21v - 22r: Markus 16, 1-7
  • 22r - 23r: Apostelgeschichte 10, 37-43Feria secunda. Lec(tio) Actuum Apostolorum.
  • 23r - 24r: Lukas 24, 13-35
  • 24r - 25r: Apostelgeschichte 13, 16; 26-33.Feria tertia.
  • 25r - 25v: Lukas 24, 36-47
  • 25v - 26r: Apostelgeschichte 3, 12-19Feria IIII. Lec(tio) Actuum Apostolorum.
  • 26r - 27r: Johannes 21, 1-14
  • 27r - 27v: Johannes 5, 4-10In oct(ava) pasche. Lec(tio) ep(istulae) beati Iohannis apostoli.
  • 27v - 28r: Johannes 20, 24-31
  • 28r - 28v: Weisheit 5, 1-5In nat(ivitate) apostolorum Philippi et Jacobi. Sapientie.
  • 28v - 29r: Johannes 14, 1-13
  • 29v - 30r: Apostelgeschichte 1, 1-11In ascensione domini. Lec(tio) Actuum apostolorum.
  • 30r - 30v: Markus 16, 14-20
  • 31r - 31v: Apostelgeschichte 19, 1-8In vig(ilia) Pentecosten. Lec(tio) Actuum apostolorum.
  • 31v: Johannes 14, 15-21In die pentecosten.
  • 32r: Miniatur: Pfingsten.
  • 32v - 33r: Apostelgeschichte 2, 1-11
  • 33r - 33v: Johannes 14, 23-31
  • 33v - 34r: Apostelgeschichte 10, 34; 42-48Feria II. Lec(tio) Actuum apostolorum.
  • 34r - 34v: Johannes 3, 16-21
  • 34v - 35r: Apostelgeschichte 8, 14-17Feria III.
  • 35r - 35v: Johannes 16, 1-10
  • 35v - 36v: Apostelgeschichte 2, 14-21Feria III.
  • 36v - 37r: Johannes 6, 44-52
  • 37r - 38r: Apostelgeschichte 4, 1-10
  • 38r - 39r: Johannes 3, 1-15
  • 39r: Jesaja 49, 1-7In nat(ivitate) sancti lohannis baptistae. Esaie prophetae.
  • 39v - 40r: Lukas 1, 57-68
  • 40r - 41r: Apostelgeschichte 12, 1-11In nat(ivitate) apostolorum Petri et Pauli. Lec(tio) Actuum apostolorum.
  • 41r - 41v: Matthäus 16, 13-19
  • 41v - 42r: Hebräer 11, 33-39In nat. sanctorum Kyliani et sociorum eius. Ad Hebreos.
  • 42v - 43r: Matthäus 5, 1-12
  • 43r: Epheser 2, 19-22In nat(ivitate) sancti Iacobi apostoli. Ad Ephesios.
  • 43r - 43v: Johannes 15, 12-16
  • 43v - 44r: 2. Korinther 9, 6-10In nat(ivitate) sancti Laurentii mart(yris). Ad Corinthios.
  • 44r - 44v: Johannes 12, 24-26
  • 44v - 45r: Sirach 24, 11-20In assumptione sancte Marie. Sapientie.
  • 45r - 45v: Lukas 10, 38-42
  • 45v: Epheser 2, 19In nat(ivitate) sancti Bartholomei apostoli. Ad Ephesios fratres.
  • 45v - 46r: Lukas 22, 24-30
  • 46r - 47r: Sprüche 8, 22 35In nativitate sancte Marie. Sapientiae.
  • 47r - 48r: Matthäus 1, 1-16
  • 48r - 48v: Epheser 4, 7-13In nat(ivitate) sancti Mathei apostoli et evangelistae. Ad Ephesios.
  • 48v - 49r: Matthäus 9, 9-13
  • 49r - 49v: Apostelgeschichte 1, 1-5In festivitate sancti Michahelis archangeli. Lec(tio) libri Apocalypsis Iohannis apostoli.
  • 49r - 50r: Matthäus 18, 1-10
  • 50r - 50v: Sirach 44,18 - 45,9In nat(ivitate) sancti Martini confessoris. Sapientie.
  • 50v - 51v: Matthäus 25, 14-21
  • 51v - 52r: Römer 8, 28-35In nat(ivitate) apostolorum Symonis et lude. Ad Romanos.
  • 52v - 53r: Johannes 15, 17-25
  • 53r - 54r: Apostelgeschichte 2, 1-12In festivitate omnium sanctorum. Lec(tio) libri Apocalypsis Iohannis apostoli.
  • 54r: Matthäus 5, 1
  • 54r: Lesung zu St. MartinIn nat(ivitate) sancti Martini confess(oris)
    Ecce sacerdos
  • 54r - 54v: Römer 10, 10-18In nat(ivitate) sancti Andree apostoli. Ad Romanos.
  • 55r: Matthäus 4, 18-22
  • 55r - 55v: Apostelgeschichte 21, 2-5.In dedicatione ecclesie
  • 55v - 56r: Lukas 19, 1-10
  • 56v - 58v

Sekundärliteratur

Metadaten

Titel

Festtagslektionar

Entstehungsort

[Reichenau oder Würzburg]

Datierung

[Mitte 11. Jahrhundert]

Umfang

58 Blatt
Lagen: Blatt 1 misst 183 x 136 mm, es ist durch Anstückelung den Maßen der übrigen Blätter angepasst. Ursprünglich war es auf 77r von M.p.th.q.4 aufgeklebt. Die Doppelblätter 2 und 9 sind besonders dick, die hier verwendete Tinte ist heller. Nichts deutet aber darauf hin, dass es sich um einen Einschub handle.

Kurzbeschreibung

Bei dieser im 11. Jahrhundert im Skriptorium des Bodenseeklosters Reichenau entstandenen Handschrift handelt es sich um ein Festtagslektionar. Die Lesung zum Fest des heiligen Kilian ist die einzige Epistel zu einem Heiligenfest. Dies legt nahe, dass die Handschrift von Anfang an für Würzburg bestimmt war. Vom einst prunkvollen Einband sind nur mehr die Buchdeckel vorhanden. Der vordere Deckel weist eine Vertiefung auf, in der urpsürunglich wohl eine Metall- oder Elfenbeinplatte angebracht war. Rücken und Rückendeckel sind mit violettem Samt überzogen.

Weitere Informationen

Entstehung: Die Handschrift wird der Spätzeit der Reichenauer Malschule zugeschrieben. Sie bildet mit dem Reichenauer Evangelistar Berlin, Kupferstichkabinett, Codex 78 A 2 und Baltimore, Walters Art Gallery, Ms. W 7 eine Gruppe, vgl. Bloch, Reichenauer Evangelistar, S. 35-41 und S. 89-97. Ähnlich schon Gernsheim, Reichenau, S. 99-106 ("Filialschule", "Verfallserscheinungen"). Die Blatt- und Rankenformen der Initialen zeigen Verbindung zum Augsburger Sakramentar Clm 30040 (ehemals Donaueschingen Ms. 193), vgl. Klemm, Augsburger Sakramentar, S. 21-22. Die Lesung zum Fest des Hl. Kilian ist die einzige Epistel zu einem Heiligenfest, die 41v mit einer farbigen Initiale ausgezeichnet ist. Dies legt nahe, dass die Handschrift von Anfang an für Würzburg bestimmt war. Die Initialen, die nicht passgenau zum Schriftspiegel sind, lassen an eine (nicht gut abgestimmte) Zusammenarbeit eines Würzburger Schreibers mit einem direkt von Würzburg beauftragten Reichenauer Maler bzw. Wandermaler denken (Labusiak, Deutscher Kunsthistorikertag 2011). Der paläographische Befund verweist auf einen Würzburger Schreiber um bzw. kurz nach der Mitte des 10. Jahrhunderts (vgl. oben Kodikologie/Schrift). Eine Reihe von Lesungen des Lektionars läßt sich nicht mit Klausers Typen in Einklang bringen.

Provenienz

Dombibliothek Würzburg

Besitzer

Universitätsbibliothek Würzburg

Identifikator

M.p.th.q.5
Thurn 3,1, S. 90
DOI: 10.48651/franconica-1243960922183

Digitalisiert von

Universitätsbibliothek Würzburg
Ausführliche Beschreibung

Geschichte

Entstehung
Die Handschrift wird der Spätzeit der Reichenauer Malschule zugeschrieben. Sie bildet mit dem Reichenauer Evangelistar Berlin, Kupferstichkabinett, Codex 78 A 2 und Baltimore, Walters Art Gallery, Ms. W 7 eine Gruppe, vgl. Bloch, Reichenauer Evangelistar, S. 35-41 und S. 89-97. Ähnlich schon Gernsheim, Reichenau, S. 99-106 ("Filialschule", "Verfallserscheinungen"). Die Blatt- und Rankenformen der Initialen zeigen Verbindung zum Augsburger Sakramentar Clm 30040 (ehemals Donaueschingen Ms. 193), vgl. Klemm, Augsburger Sakramentar, S. 21-22. Die Lesung zum Fest des Hl. Kilian ist die einzige Epistel zu einem Heiligenfest, die 41v mit einer farbigen Initiale ausgezeichnet ist. Dies legt nahe, dass die Handschrift von Anfang an für Würzburg bestimmt war. Die Initialen, die nicht passgenau zum Schriftspiegel sind, lassen an eine (nicht gut abgestimmte) Zusammenarbeit eines Würzburger Schreibers mit einem direkt von Würzburg beauftragten Reichenauer Maler bzw. Wandermaler denken (Labusiak, Deutscher Kunsthistorikertag 2011). Der paläographische Befund verweist auf einen Würzburger Schreiber um bzw. kurz nach der Mitte des 10. Jahrhunderts (vgl. oben Kodikologie/Schrift). Eine Reihe von Lesungen des Lektionars läßt sich nicht mit Klausers Typen in Einklang bringen.
Provenienz
Dombibliothek Würzburg (Die Handschrift ist im Katalog des 19. Jahrhunderts von A. Ruland und J. B. Stamminger vage dem Stift Neumünster zugeschrieben, jedoch dürfte wenigstens der Besteller der Würzburger Bischof gewesen sein, vgl. Roosen-Runge, Beiträge, S. 390-392)

Buchmalerei

  • Rote Majuskelüberschriften. Farbige und Pulvergold-Initialen, Wellenrankenmotivik. Zu den verwendeten Farben vgl. vgl. Roosen-Runge, Beiträge, und Trost, Gold- und Silbertinten, S. 309-312. Zu den Rankenformen vgl. Klemm, Augsburger Sakramentar. Auffällig ist, dass die ausgestalteteren goldenen Spaltleisteninitialen auf grünem und blauem Grund meist in deutlich zu großen Freiflächen des Schriftspiegels sitzen. Einfachere goldene Miniaturen ikonographisch mit z.T. engen Bezügen zum Berliner Evangelistar (vgl. Geschichte).
  • 2v: Miniaturen
    Paulus als Schreiber zwischen zwei Säulen. Auf dem Gebälk darüber sind drei junge Männer dargestellt, zwei tragen Schriftrollen, der mittlere ein rotes Buch. Böckler, Ars sacra, fasste diese Figuren als Evangelisten auf, Roosen-Runge S. 396-397 als die Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan. Komposition nach Labusiak 2011 wohl Adaption eines byzantinischen Modells (Paris, Bibliothèque nationale de France, ms. grec. 224, 6v).
  • 7r: Miniaturen
    Weihnachten: Vollbild in zwei Zonen. Unten: Hirtenverkündigung. Zwei Hirten, links und rechts von einem Baum angebracht, halten Linke bzw. Rechte empor und schauen nach oben, Hirtenstäbe hinter den Figuren stehend. Darüber: Geburt Christi.Literatur Zum Motiv in der Reichenauer Buchmalerei vgl. Th. Labusiak, Die Ruodprechtgruppe der ottonischen Reichenauer Buchmalerei, Berlin 2009, S. 187-188.
  • 20r: Miniaturen
    Ostern: Die drei Frauen vor dem Grab mit dem Engel und den schlafenden Soldaten.Literatur Zum Motiv vgl. Labusiak, Ruodprechtgruppe, S. 214-215.
  • 32r: Miniaturen
    Pfingsten: Die sieben Gaben des hl. Geistes strömen auf elf Apostel herab Literatur Zum Motiv vgl. Labusiak, Ruotprechtgruppe, S. 222-229.(11 Apostel, vor der Nachwahl des Hl. Matthias)
  • 1r: Initialen
    Flechtwerkinitiale Q (voniam); die Cauda wird von einem Drachen gebildet. In purpurnem Grund, umgeben von Leistenrahmen mit grau-grünem Palmettenbesatz.
  • 3r: Initialen
    Spaltleisteninitiale P.
  • 7v: Initialen
    Spaltleisteninitiale F.
  • 15v: Initialen
    Spaltleisteninitiale E.
  • 20v: Initialen
    Spaltleisteninitiale F.
  • 21r: Initialen
    Spaltleisteninitiale V.
  • 29v: Initialen
    Spaltleisteninitiale P.
  • 32v: Initialen
    Spaltleisteninitiale I.
  • 41v: Initialen
    Spaltleisteninitiale F.
  • 44v: Initialen
    Spaltleisteninitiale I.
  • 46r: Initialen
    Spaltleisteninitiale D.
  • 47r: Initialen
    Spaltleisteninitiale L.

Einband

Allgemeine Angaben
Holzdeckel (Eiche) 225 x 160 x 126 mm. Ehemaliger Prachteinband. Im Vorderdeckel Vertiefung (185 x 125 x 8 mm) und darin vier Löcher, wohl für eine Metallplatte oder ein Elfenbein, heute roh entfernt. Linker vorderer Rand, Rücken und Hinterdeckel mit violettem Samt bezogen. Entlang der linken Außenkante 5 mm breite vergoldete Silberleiste mit Kreuzornament (wohl noch dem hohen Mittelalter entstammend). Spuren von 2 Schließen und 5 Buckeln auf dem Hinterdeckel.

Kodikologie

Beschreibstoff
Material: Kalbspergament
Lagenformel: 1 Bl.(I) + 1 Bl.(1) + 7 IV(57) + 1 Bl.(58)
Lagen: Blatt 1 misst 183 x 136 mm, es ist durch Anstückelung den Maßen der übrigen Blätter angepasst. Ursprünglich war es auf 77r von M.p.th.q.4 aufgeklebt. Die Doppelblätter 2 und 9 sind besonders dick, die hier verwendete Tinte ist heller. Nichts deutet aber darauf hin, dass es sich um einen Einschub handle.
Layout
Schriftraum: 160 x 100 mm
Spaltenzahl: Einspaltig
Zeilenzahl: 19 Zeilen
Schrift
  • Karolingische Minuskel
  • Karolingische Minuskel

Inhalt

  • 1r - 1v: InitialseiteQuoniam
  • 2r
  • 2v: Miniatur: Paulus als Schreiber.
  • 3r: Römer 1, 1-6
  • 3v: Jesaja 62, 1-4. Matthäus 1, 18-21
  • 4r - 4v: Titus 2, 11-15.In nocte ad presepe. Lec(tio) ep(istulae) Beati Pauli apostoli ad Titum
  • 4v: Jesaja 9, 2-7.
  • 4v - 5v: Lukas 2, 1-14
  • 5v: Titus 3, 4-7
  • 5v - 6r: Jesaja 61, 1-3; 62, 11-12.
  • 6r - 6v: Lukas 2, 15-20
  • 7r: Miniatur: Geburt Christi und Verkündigung.
  • 7v - 8v: Hebräer 1, 1-12
  • 8r - 8v: Jesaja 52, 6-10.
  • 8v - 9r: Johannes 1, 1-14Messe zu St. Peter
  • 9r - 10r: Apostelgeschichte 6, 8-10; 7, 54-59.
  • 10r - 10v: Matthäus 23, 34-39Stephanus
  • 10v: Sirach 15, 1-6In nat(ivitate) S. Iohannis ev(angeliste)
  • 11r: Johannes 21, 19-24
  • 11r - 11v: Apostelgeschichte 14, 1-5In nat(ivitate) innoc(entium). Lec(tio) libri Apocal(ypsis) Iohannis apostoli
  • 11v - 12r: Matthäus 2, 13-18
  • 12r - 12v: Galater 3, 23 - 4, 2In octava domini / Ad Galatas
  • 12v - 13r: Lukas 2, 21
  • 13r - 13v: Jesaja 60, 1-6In epyphania domini Esaie prophetae
  • 13v - 14v: Matthäus 2, 1-12
  • 14v - 15r: Jesaja 12, 3-5In octava epyphanie. Esaie.
    Domine deus meus, honorificabo te... - ... adnunciate hec in universa terra dicit dominus impotens.
  • 15r - 15v: Johannes 1, 29-34
  • 15v - 16r: Sirach 24, 23-31In purificatione Sanctae Marie lec(tio) libri sapientie
  • 16r - 16v: Lukas 2, 22-32
  • 16v - 17r: Jesaja 7, 10-15In annuntiatione Sancte Marie. Esaie proph(etae)
  • 17r - 17v: Lukas 1, 26-38
  • 17v - 18v: 1. Korinther 11, 20-32Feria quinta in cena domini. Ad Corinthios.
  • 18v - 19v: Johannes 13, 1-15
  • 20r: Miniatur: Die drei Frauen am Grab Christi mit dem Engel und den schlafenden Soldaten.
  • 20v: Kolosser 3,1-4
  • 20v - 21v: Matthäus 28, 1-7
  • 21v: 1. Korinther 5, 7-8Dom(inica) in pascha. Ad Corinthios.
  • 21v - 22r: Markus 16, 1-7
  • 22r - 23r: Apostelgeschichte 10, 37-43Feria secunda. Lec(tio) Actuum Apostolorum.
  • 23r - 24r: Lukas 24, 13-35
  • 24r - 25r: Apostelgeschichte 13, 16; 26-33.Feria tertia.
  • 25r - 25v: Lukas 24, 36-47
  • 25v - 26r: Apostelgeschichte 3, 12-19Feria IIII. Lec(tio) Actuum Apostolorum.
  • 26r - 27r: Johannes 21, 1-14
  • 27r - 27v: Johannes 5, 4-10In oct(ava) pasche. Lec(tio) ep(istulae) beati Iohannis apostoli.
  • 27v - 28r: Johannes 20, 24-31
  • 28r - 28v: Weisheit 5, 1-5In nat(ivitate) apostolorum Philippi et Jacobi. Sapientie.
  • 28v - 29r: Johannes 14, 1-13
  • 29v - 30r: Apostelgeschichte 1, 1-11In ascensione domini. Lec(tio) Actuum apostolorum.
  • 30r - 30v: Markus 16, 14-20
  • 31r - 31v: Apostelgeschichte 19, 1-8In vig(ilia) Pentecosten. Lec(tio) Actuum apostolorum.
  • 31v: Johannes 14, 15-21In die pentecosten.
  • 32r: Miniatur: Pfingsten.
  • 32v - 33r: Apostelgeschichte 2, 1-11
  • 33r - 33v: Johannes 14, 23-31
  • 33v - 34r: Apostelgeschichte 10, 34; 42-48Feria II. Lec(tio) Actuum apostolorum.
  • 34r - 34v: Johannes 3, 16-21
  • 34v - 35r: Apostelgeschichte 8, 14-17Feria III.
  • 35r - 35v: Johannes 16, 1-10
  • 35v - 36v: Apostelgeschichte 2, 14-21Feria III.
  • 36v - 37r: Johannes 6, 44-52
  • 37r - 38r: Apostelgeschichte 4, 1-10
  • 38r - 39r: Johannes 3, 1-15
  • 39r: Jesaja 49, 1-7In nat(ivitate) sancti lohannis baptistae. Esaie prophetae.
  • 39v - 40r: Lukas 1, 57-68
  • 40r - 41r: Apostelgeschichte 12, 1-11In nat(ivitate) apostolorum Petri et Pauli. Lec(tio) Actuum apostolorum.
  • 41r - 41v: Matthäus 16, 13-19
  • 41v - 42r: Hebräer 11, 33-39In nat. sanctorum Kyliani et sociorum eius. Ad Hebreos.
  • 42v - 43r: Matthäus 5, 1-12
  • 43r: Epheser 2, 19-22In nat(ivitate) sancti Iacobi apostoli. Ad Ephesios.
  • 43r - 43v: Johannes 15, 12-16
  • 43v - 44r: 2. Korinther 9, 6-10In nat(ivitate) sancti Laurentii mart(yris). Ad Corinthios.
  • 44r - 44v: Johannes 12, 24-26
  • 44v - 45r: Sirach 24, 11-20In assumptione sancte Marie. Sapientie.
  • 45r - 45v: Lukas 10, 38-42
  • 45v: Epheser 2, 19In nat(ivitate) sancti Bartholomei apostoli. Ad Ephesios fratres.
  • 45v - 46r: Lukas 22, 24-30
  • 46r - 47r: Sprüche 8, 22 35In nativitate sancte Marie. Sapientiae.
  • 47r - 48r: Matthäus 1, 1-16
  • 48r - 48v: Epheser 4, 7-13In nat(ivitate) sancti Mathei apostoli et evangelistae. Ad Ephesios.
  • 48v - 49r: Matthäus 9, 9-13
  • 49r - 49v: Apostelgeschichte 1, 1-5In festivitate sancti Michahelis archangeli. Lec(tio) libri Apocalypsis Iohannis apostoli.
  • 49r - 50r: Matthäus 18, 1-10
  • 50r - 50v: Sirach 44,18 - 45,9In nat(ivitate) sancti Martini confessoris. Sapientie.
  • 50v - 51v: Matthäus 25, 14-21
  • 51v - 52r: Römer 8, 28-35In nat(ivitate) apostolorum Symonis et lude. Ad Romanos.
  • 52v - 53r: Johannes 15, 17-25
  • 53r - 54r: Apostelgeschichte 2, 1-12In festivitate omnium sanctorum. Lec(tio) libri Apocalypsis Iohannis apostoli.
  • 54r: Matthäus 5, 1
  • 54r: Lesung zu St. MartinIn nat(ivitate) sancti Martini confess(oris)
    Ecce sacerdos
  • 54r - 54v: Römer 10, 10-18In nat(ivitate) sancti Andree apostoli. Ad Romanos.
  • 55r: Matthäus 4, 18-22
  • 55r - 55v: Apostelgeschichte 21, 2-5.In dedicatione ecclesie
  • 55v - 56r: Lukas 19, 1-10
  • 56v - 58v

Sekundärliteratur